Burgen und Städte
Historisch bedeutende Orte
Burgen und Städte
Etwa ab dem 4. Jahrhundert entstanden zum Schutz von Überfällen, erste einfache Verteidigungsanlagen.
Aus den mit simplen Holzpalisaden und Wachtürmen geschützten Dörfern, entwickelten sich im Verlauf der zahlreichen
bewaffneten Auseinandersetzungen, der nach Macht strebenden Clans, mehr oder weniger große Forts.
Diese Forts hatten eine starke Einfriedung, ein oder mehrere einfache Wachtürme und ein mächtiges Holztor.
Schließlich entstanden erste Burgen (jap.
Shiro oder auch
Jokaku).
Sie bestehen in der Regel aus einem mächtigen Hauptturm, dem
Tenshukaku (wörtlich "Himmelsschutzkabinett"), der von mehreren kleinen Türmen und Wehrgängen umgeben ist.
Die Türme sind auf einem hohen, sehr steilen Mauerfundament gebaut und von tiefen Wassergräben umgeben.
Auf den Dachgiebeln des Hauptturms findet man ein fischartiges Fabelwesen (
Shachihoko), das als Feuerschutzsymbol dient.
Eine genaue Abgrenzung zwischen Burg und Schloss gibt es in der japanischen Architektur nicht. Eine japanische Burg ist in der Regel kein einzelnes Gebäude wie eine Kastellburg,
sondern ein Komplex aus Wehranlagen und repräsentativen Gebäuden.
Anders als in Europa, boten die Festungen normalerweise der Zivilbevölkerung keinen Schutz innerhalb der Mauern.
Sie waren bei einem Angriff weitgehend auf sich gestellt und flohen in die umliegenden Berge und Wälder.
Von den über 400 großen Festungen des Mittelalters, sind heute nur sehr wenige im Originalzustand erhalten.
Viele wurden durch Kriege, Naturkatastrophen oder auf Anordnung zerstört und erst im 20. Jahrhundert aufwendig restauriert.
Burgen wurden allgemein nach ihrem Standort benannt, wobei dann aus
Shiro,
-jo wurde, daß dann dem Namen der Stadt anhing,
wie
Ōsaka-jō oder
Edo-jō.
Belagerungen
Die Festungen Japans waren hauptsächlich aus Holz und wurden bei einem Angriff schnell ein Raub der Flammen.
Da die Auseinandersetzungen meist in einer offenen Feldschlacht stattfanden, hatte der Festungsbau in Japan nie die Bedeutung,
die er in Europa erlangte. Um die Beweglichkeit ihrer Truppen zu erhalten, verzichteten die japanischen Feldherrn meist auf schwere
Belagerungswaffen, wie Katapulte oder große Rammböcke.
Daher waren die effektivsten Mittel der japanischen Belagerungstechnik, Brände zu legen und die Burg von der Wasserversorgung abzuschneiden.
Zur Verteidigung der Festungen ließ man sich jedoch einige Gegenmaßnahmen einfallen. Während die Angreifer versuchten hinter
fahrbaren Schilden heranzurücken, wurden aus klappbaren Luken allerlei Gegenstände auf sie geworfen. Steine, nagelbesetzte Holzbalken,
siedendes Öl und glühende Eisengestelle mit Rädern, die an Ketten die steilen Mauern herabsausten und wieder hochgezogen wurden.
Die Belagerer verwendeten zusammensteckbare Sturmleitern mit Rädern am oberen Ende und schoben diese an den Mauern hoch.
Verschiedenste spitze oder glühende Dinge, an Stricken und Ketten befestigt, schleuderte man von den Mauern und Wehrgängen den
Angreifer auf ihren Leitern entgegen.
Bereits in den vordersten Wehranlagen trafen die Angreifer auf Fallstricke, Fußangeln,
Fallgruben und Wassergräben mit einem Boden aus spitzen Holzpflöcken. Verschiedene Sperren aus angespitzten Bambusstangen
machten als offene oder versteckte Hindernisse das Vorrankommen schwer.
Die Festung
Osaka wurde 1615 durch die Truppen des
Tokugawa Ieyasu belagert, erobert und dadurch weitgehend zerstört.
Waren die Feinde doch bis in die Burg vorgedrungen, warteten weitere Fallen, wie verwinkelte Gänge mit herabstürzenden Steinen auf sie.
Doch mussten sich die eingeschlossenen Verteidiger nur allzuoft geschlagen geben. Gingen ihnen die Vorräte und die Munition aus und konnten
sie nicht mit Hilfe von Aussen rechnen, hatten sie keine Chance.
Die
Tokugawa-Periode (1603 bis 1868) brachte Japan eine Zeit des inneren Friedens. Während dieser Epoche der Isolation, hielt man es nicht
für erforderlich, japanische Festungen auf Belagerungen mit moderneren Kanonen vorzubereiten. In der Architektur japanischer Burgen,
genauso wie in der Technik der Feuerwaffen, fand nach dem Jahr 1600 praktisch keine weitere Entwicklung statt.
© japan-photo.de
Die Festung
Tsuruga, Sitz der Fürsten von
Aizu, aus dem Jahre 1384.
Sie bildete 600 Jahre lang das Zentrum der Stadt
Aizu-Wakamatsu.
Burgstädte
Burgstädte als Regierungszentren der Provinzen, entwickelten sich im 15. und 16. Jahrhundert.
Schließlich errichtete jeder Fürst seine eigene Burg.
Die größeren Clans verfügten sogar über eine ganze Reihe von Burgen und Befestigungsanlagen.
Seit 1620 erlaubten die
Tokugawa-Shōgune für die etwa 250
Daimyate jeweils nur eine Burg,
worauf hunderte Burgen zerstört oder geräumt wurden.
Ähnlich wie in Europa entwickelten sich um die Burgen herum, größere Wohngebiete und schließlich Städte.
Die Menschen dieser Zeit waren durch Verordnungen in vier Klassen eingeteilt. Die
Bauern mussten ihre Felder bewirtschaften, während die Stände der Händler,
der Handwerker und der Samurai in den Städten in eigenen, voneinander getrennten Stadtteilen lebten.
In großen Städten bildete sich auch noch ein weiteres Viertel,
das
Hanamachi (Blumenstadt), ein Vergnügungsviertel in dem es Bordelle,
Glücksspielhäuser und Theater gab.
Vor allem während der
Edo-Periode entwickelten sich die Städte zu blühenden Metropolen.
Mitte des 19. Jahrhunderts lebten in Japan etwa 27 Millionen Menschen, wovon schätzungsweise 3 Millionen
die Städte bewohnten.
Anfang des 18. Jahrhunderts war
Edo mit etwa 1 Million Einwohnern die größte Stadt der Welt.
Hier sind die mächtige Burg
Edo-jo und die inneren Verteidigungsanlagen zu sehen.
Eine ständige Bedrohung waren die verheerenden Brände, die oftmals ganze Stadtteile in Schutt und Asche legten.
In
Edo kamen 1657, bei einem solchen Großbrand über 100.000 Menschen ums Leben.
Auslöser waren nicht selten die offenen Kohleöfen in den fast vollständig aus Holz gebauten Häusern.
Ein Feuer konnte sich rasend schnell von Haus zu Haus ausbreiten.
Auch Erdbeben und Vulkanausbrüche waren für viele
Zerstörungen verantwortlich.
Die Holzkonstruktionen der Wohnhäuser, Tempel und Burgen waren zwar schnell entflammbar,
erwiesen sich aber als relativ sturmfest und erdbebensicher.