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Kapitel 1   Die mythologische Entstehungsgeschichte
Kapitel 2   Die historische Geschichte
Kapitel 3   Der Gempei-Krieg
Kapitel 4   Die Zeit der kämpfenden Länder "Sengoku-jidai"
Kapitel 5   Das Tokugawa-Shōgunat


Die mythologische Entstehungsgeschichte

Die Legende überliefert uns folgende Begebenheit:
Über den unendlichen Weiten des ursprünglichen Chaos stehen der Gott Izanagi und die Göttin Izanami, auf der alles überspannenden Himmelsbrücke und blicken auf die bisher nur aus Wasser bestehende Welt. Sie finden kein Land worauf sie sich niederlassen können. So stoßen sie einen Korallenspeer in den Ozean. Als sie den Speer aus dem Wasser ziehen, fallen einige Tropfen ins Meer zurück. Die Tropfen erstarren und bilden die japanischen Inseln, auf die das Götterpaar herabsteigt und den Korallenspeer zum Zentrum ihres Hauses macht.
Dies ist die Geburtsstunde Japans.
Ihr erstes Kind ist Amaterasu, die Sonnengöttin. Das zweite Kind, den Feuergott, erschlägt Izanagi, da er seiner Mutter bei der Geburt schwere Verbrennungen zugefügt hat. Izanami flieht daraufhin in die Unterwelt. Der zweite Sohn, Susano-o, ist gewalttätig und bösartig. Er schleudert Blitze über den Himmel und wirft sogar ein Pferd nach seiner Schwester Amaterasu und tötet damit eine ihrer Dienerinnen.
Darauf versteckt sich Amaterasu in einer Höhle. Durch die Flucht der Sonnengöttin wird die Erde in Dunkelheit gehüllt. Nur mit einer List gelingt es den anderen Göttern, sie aus der Höhle zu locken: Sie befestigen einen Spiegel und eine Halskette mit wertvollen Juwelen an einem Baum vor ihrem Versteck und veranstalten einen seltsamen obszönen Tanz. Neugierig schaut Amaterasu aus der Höhle und sieht den Spiegel und die Kette. Fasziniert von ihrem eigenen Spiegelbild, verlässt die Sonnengöttin ihr Versteck, und das Licht kehrt auf die Erde zurück.
Susano-o macht seinen Fehler wieder gut, indem er einen achtköpfigen Drachen tötet. Dem Schwanz des Drachen entspringt ein Schwert, dass er seiner Schwester Amaterasu zum Geschenk macht. Der Name dieses hervorragenden Schwertes lautet "Ame no murakomo no tsurugi" das "Regenwolkenschwert". Amaterasu sendet ihren Enkel Ninigi zu den Menschen. Dieser soll über Japan herrschen. Sie schenkt ihm die Insignien der kaiserlichen Macht: den Spiegel, die Edelsteine ihrer Halskette und das Schwert.

Die Throninsignien
Es handelt sich bei den Throninsignien Japans um drei heilige Schätze. Das Schwert Kusanagi, ein Juwel, Yasakani no magatama genannt und einen Spiegel, den Yata no kagami. Diese uralten Artefakte sind weder den Forschern, noch irgendeiner anderen Person, außer dem Tenno und seinen Bevollmächtigten zugänglich. Das Kaiserhaus hat niemals eine Beschreibungen oder Bilder der Insignien veröffentlicht. Niemand sonst kann eine Aussage darüber machen wie diese Objekte aussehen oder ob sie überhaupt existieren.


Sein Enkel Jimmu besteigt am 11. Februar 660 v. Chr., als erster Kaiser den Thron. Seither ist dies der japanische Nationalfeiertag. Der heutige Tenno stammt in direkter Linie von diesem göttlichen Kaiser ab.

Sujin ernennt als erster Kaiser vier Generäle mit dem Titel Shōgun (oberster Feldherr). Sie sollen die vier Flanken seines Reiches verteidigen und Aufstände niederschlagen.
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Die historische Geschichte

Die erste Besiedelung der japanischen Inseln, ging mit hoher Wahrscheinlichkeit, über eiszeitliche Landbrücken vom asiatischen Festland aus. Während der Jomon-Periode hat es wohl keine größeren Einwanderungen mehr gegeben. Der Beginn der Yayoi-Periode wird mit dem ersten Anbau von Reis gleichgesetzt, den man auf die Zeit um 400 vor Chr. datiert hat. In dieser Zeit befindet sich China im Kriegszustand, bekannt als "Die Zeit der streitenden Reiche". Man ging bisher davon aus, dass chinesische Flüchtlinge die Technik des Reisanbaus zu dieser Zeit mit nach Japan brachten. Neuere Untersuchungen mit einem Massen-Spektrometer zeigen jedoch, dass einige Töpferwaren mit Resten von Reis, bereits um 800 v.Chr. hergestellt wurden. Einige Archäologen nehmen an, dass die Techniken des Reisanbaus sogar schon um 1000 vor Chr. in Japan angewendet wurden. Ab der Yayoi-Zeit gibt es immer wieder kulturelle und technische Importe aus China und Korea.

Die Ainu, die Ureinwohner Japans, werden später von Einwanderern auf die Insel Hokkaido zurückgedrängt. Die Einwanderer gründen Stämme und Clans. Mit der Zeit wird der Yamato-Clan aus der Kanto-Ebene immer mächtiger und vereint schließlich die einzelnen Clans.

Das erste Mal wird Japan in chinesischen Aufzeichnungen der späten Han-Dynastie erwähnt. Die Yamato-Fürsten erheben eine frühe Form des Shintoismus zur allgemeinen Religion.
Das chinesische Festland beeinflusst immer stärker die Entwicklung Japans, denn in China und Korea gibt es zu dieser Zeit bereits eine hoch entwickelte Kultur. Händler bringen Eisen, chinesische Schriften und Philosophie nach Japan. Hier werden von nun an, alle wichtigen Dokumente in chinesischer Schrift verfasst.
Im Jahre 522 n.Chr schickt der König von Paekche, im südlichen Korea, buddhistische Priester nach Japan. Der Buddhismus wird bereitwillig angenommen und bereits im Jahre 594 zur Staatsreligion erklärt. Der Shintoismus behält jedoch seine Bedeutung als Volksreligion.

Die bedeutendsten Aufzeichnungen der frühen japanischen Geschichte finden sich im Kojiki, (Berichte über alte Begebenheiten [verfasst im Jahre 712]) und im Nihon-Shoki, (Japanische Annalen [verfasst im Jahre 720]).

Japans Regierungsstruktur orientiert sich am chinesischen System. Ein Rat mit acht untergeordneten Ministerien, der so genannte Dajokan, regiert das Land.
Der Norden der Hauptinsel Honshu wird zu dieser Zeit von den Emishi beherrscht, die von den Yamato als Barbaren bezeichnet werden. Um den Widerstand dieser Barbaren zu brechen, wirbt die Regierung berittene Krieger aus der Kanto-Ebene an.
Sie gelten als die ersten Bushi, die berufsmäßigen Krieger, die sehr viel später als Samurai bekannt werden.

Ab 710 ist Nara Hauptstadt, während der Kaiser seinen Sitz in Kyōto hat. Die Yamato können ihre Vorherrschaft bis in das 9. Jahrhundert behaupten. Der Kaiser zieht sich jedoch aus den Regierungsgeschäften immer mehr zurück, was schließlich zum Aufstieg der Familie Fujiwara führt. Sie besetzten alle wichtigen Positionen in der Regierung mit Familienmitgliedern. Im Jahre 884 wird Fujiwara Motosune der erste "bürgerliche" Herrscher (Kampaku). Von 995, bis zu seinem Tod im Jahr 1028, regiert Fujiwara Michinaga das Land. Er verheiratet seine vier Töchter mit den jeweils aufeinander folgenden Kaisern und sichert so die Macht seiner Familie. Unter der Herrschaft der Fujiwara entwickelt sich eine eigenständige japanische Kultur, die immer weniger vom chinesischen Festland beeinflusst wird. Im dieser Zeit entfaltet sich die klassische Literatur zu voller Blüte. Die Hofdame Murasaki Shikibu veröffentlicht 1010 "Die Abenteuer des Prinzen Genji" (Genji-monogatari).
Doch unter den Fujiwara nimmt auch die Korruption zu und es bilden sich erste feudale Strukturen.

Um den hohen Steuern zu entkommen, schließen sich etliche Bauern den großen Ländereien adeliger Grundbesitzer an. In den Provinzen bilden sich zum Schutz des feudalen Adels, kleine militärische Gruppen, in denen ein einfacher Krieger, der sich im Kampf gegen andere Clans und Räuberbanden bewährt hat, in den Stand eines Samurai erhoben werden kann.
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Der Minamoto-Taira Konflikt

Die bedeutendsten Clans dieser Zeit sind die Minamoto (nach chinesischer Leseart auch Genji genannt) und die Taira (nach chinesischer Leseart auch Heishi genannt).
1155 kommt es zu Unstimmigkeiten in der Frage der Thronfolge. Am Hof leben zwei ehemalige Kaiser und der Kind-Kaiser Konoe. Als Konoe vergiftet wird, unterstützt der Fujiwara-Clan den ehemaligen Kaiser Sotoku. Sein Vater, der ehemalige Kaiser Toba, fordert aber, dass sein anderer Sohn, Go-Shirakawa, neuer Kaiser wird. Nachdem Toba im Jahre 1156 stirbt, rufen beide Kaiser ihre Anhänger in die Hauptstadt.
Der Minamoto-Clan, der Sotoku die Treue hält und die Taira, die zu Go-Shirakawa halten, zerstreiten sich in der Frage der Thronfolge endgültig.
Ein Krieg ist nun unvermeidbar.
Der Minamoto-Clan und Sotukus Gefolgsleute müssen in der Schlacht von Hogen eine empfindliche Niederlage einstecken. Von nun an gelingt es dem Taira-Clan, seine Macht am Kaiserhof auszubauen. Kaiser Go-Shirakawa dankt zu Gunsten seines Sohnes Nijo ab. Taira-Führer, Kiyomori, ernennt sich selbst zum obersten Minister und führt die Politik der Fujiwara fort. Er verheiratet seine Tochter mit dem Prinzen und erklärt die Konkubinen des Kaisers zu Angehörigen seiner Familie. Die am Hofe lebenden Minamoto sinnen auf Rache.

Die Streitigkeiten zwischen den Taira und den Minamoto führen 1159 zum zweiten Bürgerkrieg. Die Minamoto können zwar einige Siege erringen, doch schon bald wendet sich das Blatt zu Gunsten der Taira. Minamoto Yoshitomo kann mit drei Söhnen fliehen, doch einer von ihnen, Tomonaga, ist so schwer verwundet, dass er seinen Vater bittet, ihn zu töten, damit er ihnen auf der Flucht nicht zur Last falle. Yoshimoto kommt dem Wunsch seines Sohnes nach, wird aber trotzdem entdeckt und ermordet. Auch der tote Tomonaga wird noch gedemütigt. Taira Kiyomori lässt ihn wieder ausgraben und enthaupten!
Nach ihrem Sieg steigen die Taira zur stärksten Adelsfamilie Japans auf.
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Der Gempei-Krieg

Taira Kiyomori hat seine Konkurrenten ausgeschaltet. 1180 wird sein Enkel Antoku neuer Kaiser. Doch gegen den Aufstieg der Taira formierte sich der Widerstand aus den Reihen der überlebenden Minamoto. Wieder treffen die Armeen der Taira auf die Minamoto, die jetzt von den Sohei, den fanatischen Kriegern-Mönchen aus Nara und Kyōto, unterstützt werden. Doch die Taira können die Armeen der Minamato in den Schlachten von Uji und Ishibashiyama vernichtend schlagen.

Im Jahr 1183 wendet sich schließlich das Kriegsglück zu Gunsten des Minamoto-Clans. 1185 kommt es bei Danoura zur Entscheidungsschlacht.
In der Straße von Shimonoseki treffen die Flotten der Taira und der Minamoto aufeinander. Auch der kindliche Kaiser Antoku befindet sich, als Zeichen des Herrschaftsanspruchs, auf einem Kriegsschiff der Taira.
Im Verlauf der Schlacht soll sich das Wasser vom Blut der getöteten Taira-Krieger rot gefärbt haben. Antoku selbst ertrinkt und mit ihm versinkt auch das legendäre Regenwolkenschwert "Ame no murakomo no tsurugi", das die Sonnengöttin einst dem ersten Kaiser schenkte.
Obwohl es sich bei dem Schwert wohl nur um eine Nachbildung handelt, ist die symbolische Bedeutung dieses Verlustes enorm.

Minamoto no Yoritomo hat im Krieg sein Hauptquartier in Kamakura und nutzt es auch nach seinem Sieg als Verwaltungszentrum. 1192 lässt er sich vom Kaiser zum Seiitai-Shōgun, kurz Shōgun, zum obersten Feldherrn, ernennen.
1219 kommen die, mit dem Geschlecht der Taira verbundenen Hojo, durch Meuchelmorde und Verschwörungen an die Macht. Sie übernehmen zwar selbst nie das Amt des Shōgun, behalten sich jedoch vor, das Amt des Shikken zu besetzten. Der Shikken ist der offizielle Stellvertreter des Shōgun, der wiederum Vertreter des machtlosen Kaisers ist. Indem die Hojo das Amt des Shōgun mit Marionetten besetzen, behalten sie die Fäden in der Hand. Sogar Kinder werden zu solchen "Schatten"-Shōgunen ernannt. Die Hojo-Familie regiert das Land bis in das Jahr 1333.

Angriff der Mongolen

In den Jahren 1274 und 1281 gelingt es Japan, unter der Führung des Hojo-Clans, zwei Invasionen der übermächtigen Mongolen und ihrer Verbündeten abzuwehren.
Mit einer technisch und zahlenmäßig überlegnen Streitmacht landen die Mongolen im Norden von Kyushu.
Dort stoßen sie jedoch auf erbitterten Widerstand der japanischen Verteidiger.

Beide Invasionsversuche scheitern schließlich nicht nur am Widerstand der Samurai, sondern auch an den sagenhaften Taifunen, Kamikaze (Götterwind) genannt, die große Teile der Invasionsflotten zerstören. Japan bleibt das einzige Land in Ostasien, dass sich nicht der mongolisch-chinesischen Herrschaft unterwerfen muss.
(Siehe dazu auch: Angriff der Mongolen)
Die hohen Kosten des Verteidigungskrieges führen jedoch zu einer politischen Schwächung des Hojo-Clans. Viele Daimyo sehen sich nicht ausreichend belohnt und unterstützen eine Revolte des ehemaligen Kaisers Godaigo.

Die Muromachi-Zeit

(1333–1568), auch als Ashikaga-Zeit bezeichnet, war der Zeitraum in dem das Kamakura-Bakufu zerfiel und in der die Familie Ashikaga herrschte.

Im Jahr 1333 erobert der abtrünnige Hojo-Vasall Ashikaga Takauji, die Städte Kyōto und Kamakura. Der Hojo-Regent wird zum Selbstmord gezwungen und Ashikaga Takauji übernimmt das Shōgunat. Nachdem die Hojo ausgeschaltet sind, wird der Kaiser Godaigo aus Kyōto verbannt und Kyomo als Gegenkaiser eingesetzt. Godaigo richtet mit seinen Gefolgsleuten in Yoshino seinen eigenen Kaiserhof ein. Die kaiserliche Macht teilt sich für die nächsten 60 Jahre in einen Nord- und Südhof. Erst im Jahre 1392 dankt der rechtmäßige Kaiser in Yoshino zugunsten des Nord-Kaisers Gokomatsu ab und erklärt seinen Verzicht auf die kaiserlichen Insignien. Damit sind die Ashikaga die Herrscher Japans. Doch auch die Ashikaga-Shōgune verlieren ihre Macht. Ashikaga Yoshinori wird im Jahr 1441 ermordet und sein Sohn stirbt bereits im Alter von acht Jahren. Nun ergreift Ashikaga Yoshinoris jüngerer Bruder Yoshimasa die Macht.
Er bleibt 30 Jahre lang Shōgun, kann aber den Verfall seiner Familie nicht aufhalten. Zunehmenden Einfluss gewinnen andere mächtige Samurai-Clans. Die Ashikaga können die immer mächtiger werdenden Provinz-Fürsten nicht mehr kontrollieren.

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Die Zeit der kämpfenden Länder

Die Zeit zwischen 1477 und 1615 geht als Sengoku-Periode, die
"Zeit der kämpfenden Länder", in die Geschichte ein.
Die Ashikaga sind nicht mehr in der Lage ihren zentralen Machtanspruch auszuüben. Sie interessieren sich mehr für die schönen Künste wie Poesie und Teezeremonien. Ashikaga Yoshimasa verkauft sogar seine Rüstung, um seine kostspieligen Hobbys zu finanzieren. Während viele Daimyo eigene Pläne zur Machtergreifung schmieden, gewinnen auch die buddhistischen Klöster an Einfluss. sie beteiligen sich sogar mit eigenen Truppen an den Auseinandersetzungen.
Neben den Klöstern und den aufstrebenden Daimyo fordern auch die Bauern einen gesellschaftlichen Umbruch. Abgesehen von gestohlenen Lebensmitteln und zertrampelten Feldern, sind die vorbeiziehenden regulären Truppen für die Bauern keine existenzielle Gefahr. Anders als in Europa, wo beispielsweise der 30jährige Krieg ganze Landstriche regelrecht entvölkerte, sind in Japan niedergebrannte Dörfer, Übergriffe auf die Zivilbevölkerung und Zwangsrekrutierungen eher eine Ausnahme. Ein Problem stellen jedoch die zahlreichen Räuberbanden dar. Sie bilden sich aus versprengten Samurai und ziehen raubend und mordend von Dorf zu Dorf.

Vor allem müssen die Bauern die verschwenderische Lebensweise der herrschenden Klasse finanzieren. Zeitweise sollen sie 70% ihrer Erträge als Steuern abgeben. Auch die Ji-Samurai, die sowohl Krieger als auch Bauern sind, werden durch die überhöhten Abgaben in ihrer Existenz bedroht. Die Bauern und Ji-Samurai schließen sich zu eigenen Kampfverbänden, den Ikki, zusammen. Die allgemeine Unzufriedenheit führt schließlich zu Bauernaufständen.
1428 greift ein Aufstand in Kyōto auf das ganze Land über. 1441 ziehen die Aufständischen, mordend und brandschatzend durch Kyōto. Nach einer Woche erlässt das Shōgunat den Bauern ihre Schulden. 1447, 1451, 1457 und 1461 kommt es wieder zu bewaffneten Aufständen und die Ikki besiegen sogar ein 800 Mann starkes Samurai-Heer.

Nur durch den Militärdienst können Bauer ihren Schulden letztendlich entkommen. Sie bilden die leichten Fußtruppen, die Ashigaru, einen wichtigen Stütze des Samurai-Heeres. In den folgenden Jahren setzen die Heerführer verstärkt große Ashigaru-Verbände zur Unterstützung traditioneller Samurai ein.

Die Ashigaru und Ikki verändern nachhaltig die Gesellschaftsordnung. Es beginnt die Auflehnung der unteren Schichten gegen die Herrschenden, Gekokujo genannt. Diese Entwicklung leitet die Sengoku- Periode ein, in der sich zahlreiche Vasallen gegen die Zentralmacht erheben.
Es ist unausweichlich, daß Japan in Krieg und Chaos stürzt.
In den folgenden Jahren wird das ganze Land durch die gnadenlosen Machtkämpfe erschüttert. Zahlreiche lokale Kriegsherren stellen mächtige Heere auf und zermürben sich in blutigen Schlachten. Bündnisse werden gebrochen, Freunde werden verraten und jeder versucht ein möglichst großes Stück vom Kuchen ab zu bekommen. Es herrschen anarchische Zustände.
Besiegte herrenlose Samurai ziehen durchs Land, schließen sich zu Banden zusammen an und terrorisieren die Landbevölkerung. Doch ebenso werden verwundete oder flüchtende Samurai von den notleidenden Bauern überfallen und ausgeraubt, denn ihre Ausrüstung läßt sich in diesen kriegerischen Zeiten schnell zu Geld machen.
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Der Onin-Krieg

Obwohl die Eskalation der lokalen Konflikte das Land bereits in den Bürgerkrieg führte, wird der Onin-Krieg, (1467-1477) als der eigentliche Beginn der Sengoku-Periode angesehen. Die Auseinandersetzungen, die sich zuerst auf Kyōto konzentrieren, brechen im ersten Jahr der Ära Onin (Kaiser Go-Tsuchimikado) aus.
Die Stadt ist trotz der vorausgegangenen Ikki-Aufstände immernoch die prachtvollste Metropole Japans. Anfangs kämpfen die rivalisierenden Clans der Yamana und Hosokawa um die Nachfolge der Ashikaga. Yamana Sozen, unterstützt Yoshihisa, während Hosokawa Katsumoto, Yoshimi, dem Bruder des aktuellen Shōguns seine Loyalität zusichert.
Eine heikle Lage, denn Hosokawa Katsumoto steht seinem eigenem Schwiegervater, Yamana Sozen, gegenüber. Die Kontrahenten sammeln ihre Truppen um Kyōto. 80.000 Kämpfer der Yamana treffen auf die 85.000 Mann der Hosokawa. Für europäische Maßstäbe sind diese Heere gewaltig, handelt sich doch nur um die Armeen einzelner Familien.
Als weitere 20.000 Mann der Yamana-Armee nach Kyōto marschieren, wird ein Anwesen der Hosokawa in Brand gesteckt, worauf die Truppen der Hosokawa einen Versorgungskonvoi der Yamana überfallen. Kurz darauf kommt es zu ersten offenen Kampfhandlungen. Zwei Monate nach dem Ausbruch der Kämpfe, im Juli 1467, ist der Norden Kyōtos verwüstet. Beide Parteien verschanzen sich hinter Barrikaden und führen einen gnadenlosen Stellungskrieg, der die verängstigte Bevölkerung aus der Stadt treibt.
Die Kampfhandlungen greifen auf die Provinzen über und in Kyōto häufen sich die Leichen auf den Straßen. Ganze Wagenladungen voll abgeschlagener Köpfe werden als Trophäen gesammelt.
Obwohl das Land in blutige Auseinandesetzungen und gnadenlose Machtkämpfe stürzt, kommt es unter der Ashikaga-Herrschaft auch zu einer kulturellen Blüte.

Japan zersplittert in unabhängige Fürstentümer, die ihre eigenen Gesetze erlassen, Festungen errichten und sich unbarmherzig bekämpfen. Mit dem Sieg über einen befeindeten Clan werden oft auch die Frauen und Kinder ermordet. So werden die Clans der Shiba und Isshiki sowie die Hatakeyama, die Yamashiro und die Yamana in den grausamen Kämpfen vollständig vernichtet.

Im Jahre 1542 landen portugiesische Händler vor Kyushu und bringen die ersten "modernen" Feuerwaffen nach Japan. Die Arkebusen und Musketen werden von japanischen Handwerkern nachgebaut und beeinflussen die Kriegsführung nachhaltig. Es kommt zu Handelsbeziehungen mit dem fernen Europa, worauf ab dem Jahre 1549 die christliche Missionierung folgt. Einige Daimyo fördern das Christentum, da sie sich davon eine Schwächung der einflussreichen buddhistischen Klöster erhoffen.

Am 9. November 1568 zieht Oda Nobunaga, der Daimyo der Provinz Owari, mit seinen Truppen in Kyōto ein. An seiner Seite Ashikaga Yoshiaki, der den Shōgun-Titel für sich beansprucht. Nobunaga hat sich bereit erklärt, Yoshiaki beim Kampf um die Erbfolge zu unterstützen. Allerdings geht es ihm nur darum, seine eigenen Pläne zu verwirklichen. Durch die Einnahme Kyōtos, beendet er den blutigen Bürgerkrieg. Seine weiteren Erfolge gelingen ihm vor allem durch die Hilfe zweier hervorragender Offiziere. Toyotomi Hideyoshi, ein ehemaliger Fußsoldat bäuerlicher Herkunft und Tokugawa Ieyasu ein früherer Feind Nobunagas. Ein weiterer Grund für den militärischen Erfolg ist der umfangreiche Einsatz der leichten Ashigaru-Truppen.
Diese sind, in riesigen Verbänden, mit den relativ kostengünstigen Speeren ausgerüstet, eine ernste Bedohung für die traditionellen Samurai. Solche Fußtruppen werden nun auch mit den neuen, von den Portugiesen eingeführten Schusswaffen ausgestattet. Nobunaga versteht es seine Truppen taktisch klug einzusetzen. Geschützt durch Speerträger stehen die Arkebusiere in drei Reihen. Während die erste Reihe feuert, laden die Anderen ihre Waffen. Diese neue Art der Kriegsführung verschafft ihm einen Sieg nach dem anderen. Nach seinen Einzug in Kyōto sichert sich Nobunaga die Verbindung zwischen der Hauptstadt und seiner Heimatprovinz Owari, indem er die Fürsten der Provinzen Omi und Echizen, 1573 in der Schlacht am Anegawa-Fluß besiegt. Die Klöster der Kriegermönche auf den Hieizan läßt er niederbrennen.
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Der Shōgun Yoshiaki wird abgesetzt, da er sich auf die Seite der Gegner Nobunagas gestellt hat. Dadurch ist das Shōgunat der Ashikaga beendet und Nobunaga praktisch mächtigster Kriegsherr in Japan. Noch im selben Jahr belagert er die die strategisch wichtige Festung Ishiyama, um die Ikko-Buddhisten zu vernichten, die sich mit Takeda Shingen gegen ihn gestellt hatten.
Doch erst 1580 ist der Widerstand der Mönchskrieger gebrochen. In dieser Zeit festigt Nobunaga sein Machtposition in den neu gewonnenen Gebieten und läßt am Ufer des Biwa-Sees die Burg Azuchi erbauen. Sie wird, als erste Burg Japans, so konstruiert, daß sie auch dem Beschuß durch Feuerwaffen standhält. 1577 greift er die Mori-Familie an, die einige Provinzen an der Südwestspitze Honshus beherrscht. Sein wichtigster Feldherr Toyotomi Hideyoshi bekommt den Auftrag seine Truppen gegen die Mori zu führen.

Der Feldzug erweist sich aber als langwierig und teuer.
Hideyoshi fordert schließlich Verstärkung an, als er 1582 vor der Burg Takamatsu in der Provinz Bitchu steht. Nobunaga schickt Akechi Mitsuhide, mit dem größten Teil seines Heeres, um Hideyoshi zu unterstützen. Akechi nutzt diese Situation aus und wendet sich mit den ihm unterstellten Kriegern gegen seinen Herrn Nobunaga. Im Honnoji-Tempel in Kyōto werden Nobunaga und sein Sohn schließlich ermordet. Als Hideyoshi von dem Verrat erfährt, beendet er den Kampf mit den Mori und eilt mit seinen Truppen zurück nach Kyōto. Schon auf dem Rückweg wird er von Akechis Anhängern in kleine Gefechte verwickelt. Doch der Übermacht seiner Armee sind sie nicht gewachsen. Der Sieg über Akechi Mitsuhide und seine Gefolgsleute findet am 2.7.1582 nahe der Hauptstadt in der Schlacht von Yamazaki statt.

In den folgenden Erbfolgestreitigkeiten kommt es zum offenen Kampf zwischen den ehemaligen Verbündeten Nobunagas. Die Entscheidung fällt 1583 in der Schlacht von Shizugatake, wo es Hideyoshi gelingt seine zahlreichen Gegner zu isolieren und deren Armeen einzeln zu schlagen.
Mit seinem letzten ernstzunehmenden Rivalen Tokugawa Ieyasu, kann sich Hideyoshi im Jahre 1585 jedoch friedlich einigen. Durch Verhandlungen und Kämpfe wird Hideyoshi in nur wenigen Jahren zum unbestrittenen Nachfolger Nobunagas. 1583 beginnt er, auf den Grundmauern der zerstörten Mönchs-Festung Ishiyama, mit dem Bau von Schloss Osaka. Im Jahre 1587 verleiht ihm der Kaiser die Würde des Großkanzlers. Bis zum Jahre 1590 werden die letzten Daimyo ausgeschaltet oder sichern ihm ihre Gefolgschaft zu. Damit hat Toyotomi Hideyoshi ganz Japan unter seiner Herrschaft vereinigt.

Doch das reicht ihm nicht.
Er schmiedet den tollkühnen Plan, China zu erobern. Hideyoshi fordert vom koreanischen König freien Durchzug nach China, was ihm aber verweigert wird. Im Mai 1592 landen starke japanische Verbände in Korea.
Nach ersten Erfolgen gerät der Vormarsch jedoch ins Stocken und die Invasoren müssen sich in Stellungen an der Küste zurückziehen. Drei Jahre wird ohne Ergebnis verhandelt. Im Jahre 1597 werden weitere Truppen nach Korea geschickt. Wieder ist die Lage, nach einigen Siegen für die Japaner, festgefahren. Erst nach Hideyoshis Tod, im Jahre 1598, werden die Soldaten aus Korea zurückbeordert und der Plan, China zu erobern, aufgegeben.
(Siehe dazu auch: Der Imjin-Krieg; Invasion in Korea)

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Das Tokugawa-Shōgunat

Hideyoshi hatte alles getan, seinen Sohn Hideyori zum Nachfolger zu machen. Doch schon bald kommt es zu Streitigkeiten um die Erbfolge.
Am 21.10.1600 gelingt es Tokugawa Ieyasu, in der Schlacht von Sekigahara, seine Gegner entscheidend zu schlagen und damit zum uneingeschränkten Herrscher über ganz Japan aufzusteigen. 1603 wird er vom Kaiser zum Shōgun ernannt und begründet damit das Shōgunat der Tokugawa. Im Jahr 1615 erobert er schließlich, nach heftigen Kämpfen, die Burg von Osaka, den Sitz des Toyotomi-Clan, um den sich die letzte Opposition versammelt hat. Damit schaltet er endgültig die letzten Gegner aus und festigt die absolute Macht der Tokugawa. Um den kaiserlichen Intrigen zu entgehen, macht er Edo zu seiner Residenz.
Ieyasu leitet umfassende, tiefgreifende Reformen ein.
Um die Daimyo zu kontrollieren und seine ehemaligen Feinde im Zaum zu halten, unterteilt er sie in zwei Gruppen:

  ♦  Die Fudai-daimyo - treue, direkt dem Shōgunat unterstellte Lehnsleute, bilden das Schutzschild des Shōgunats.
  ♦  Die Tozama-daimyo - ausserhalb stehende Lehnsleute, vor allem ehemalige Gegner.

Ein weiteres Kontrollmittel ist die Anwesenheitspflicht der Frauen und Kinder der Provinzfürsten. Sie leben in der Hauptstadt Edo als Geiseln des Shōgun. Die Fürsten selbst müssen jedes zweite Jahr nach Edo reisen. Diese Reisen sind sehr aufwendig und teuer, so dass für kostenintensive, bewaffnete Aufstände gegen die Zentralmacht, kaum noch Mittel zur Verfügung stehen würden.
Die Bevölkerung steht unter strenger Kontrolle eines perfekten Überwachungssystems mit einem Netz aus Spitzeln und Geheimpolizisten.
Die Christen werden vertrieben und unterdrückt, fast alle Fremden ausgewiesen und das Land gegen ausländische Einflüsse abgeschottet. Sogar Auslandsreisen werden für fast alle Japaner verboten. Der Bau von hochseetüchtigen Schiffen wird untersagt. Holländer, Koreaner, Chinesen, Siamesen und Ryûkyû-Bewohner dürfen über Nagasaki und die Insel Tsushima begrenzten Handel treiben. Mit der Isolation beginnt aber auch eine Zeit des langersehnten Friedens. 250 Jahre bleibt die Tokugawa-Familie an der Macht.

Während dieser Zeit, bildet sich ein höchst ungewöhnlicher, auf der Welt wohl einzigartiger Wissenschaftszweig. Die sogenannten "Hollandstudien" (jap. Rangaku) beschäftigen sich mit der Erforschung der "Außenwelt". Japanische Gelehrte werten neue Bücher, wissenschaftliche Arbeiten und Erfindungen aus.
Damit entspricht das Wissen Japans in etwa dem der übrigen Welt.

Zwangsöffnung

Im Jahre 1853 laufen amerikanische Kriegsschiffe unter der Führung von Commodore Matthew Perry in der Bucht von Edo ein. Sie haben den Auftrag  Handels-Konzessionen und die Öffnung der Häfen durchzusetzen, falls erforderlich, auch mit Gewalt. Nach vierjährigen Verhandlungen gibt Tokugawa Iesada nach. Im Vertrag von Kanagawa werden erste Handelsbeziehungen vereinbart.

Im Jahre 1867 endet das Tokugawa-Shōgunat und Japan entwickelt
sich zu einem modernen Staat nach europäischem Vorbild.
Die einst so mächtigen Samurai verlieren ihren Status und alle Privilegien. Wer von ihnen nicht im neuen kaiserlichen Heer dient, wird Beamter oder geht einem zivilen Beruf nach.
Die Zeit der Samurai ist endgültig vorüber.
Durch ein Dekret des Kaiser wird das Tragen und die Herstellung von Schwertern verboten.
Im Jahre 1876 kommt es im Süden von Kyushu zum einigen Aufständen traditioneller Samurai, die mit der politischen Entwicklungen und den Reformen der Meiji-Regierung unzufrieden sind. Einer ihrer Anführer ist Saigo Takamori. Er schafft es, 25 000 Krieger für seine Rebellion zu gewinnen. Unter seiner Führung kommt es 1877 zu blutigen Kämpfen zwischen den, teilweise mit Schwert und Bogen bewaffneten Samurai und 40 000, mit modernen Waffen ausgerüsteten Regierungssoldaten.
Die heldenhaft kämpfenden Rebellen werden in wenigen Monaten besiegt.
Der verwundete Saigo Takamori begeht rituellen Selbstmord.



Inhaltsverzeichnis


bild-karte-yamato
© welt der samurai
Das Herrschaftsgebiet des Yamato-Clans im 6. Jahrhundert. Im 7. Jahrhundert kämpften die Yamato gegen die sogenannten Emishi (gemeint war möglicherweise das Volk der Ainu) und dehnten ihr Reich bis zum 9. Jahrhundert weiter nach Norden aus.
yoshinogari historical park
© Alex Knaak
Ausgrabung und Rekonstruktion einer Siedlung aus der Yayoi-Zeit (300 v.Chr. bis 300 n.Chr.) in Yoshinogari (Präfektur Saga).
Ainu in traditioneller Tracht
free
Die Ainu wurden im Laufe der Jahrhunderte von den Japanern immer weiter in den Norden Hokkaidos zurückgedrängt. Es gab jedoch nicht nur Konflikte zwischen den beiden Volksgruppen, sondern auch Handel und Misch-Ehen. Die Ainu konnten ihre eigenständige Kultur bis heute bewahren.

bild-kampf-mit-lanze
© welt der samurai
Nach dem Bogen, war der Speer die wichtigste Waffe in der Schlacht. Das Schwert kam erst zum Einsatz, wenn die Pfeile verschossen und der Speer unbrauchbar war.
bild_bushi-01
Galerie am Haus der Kunst / München
Künstler: Utagawa Kuniyoshi
Saito Tatsuoki (1548-1573), Daimyo der Provinz Mino, wehrt mit seinem Schwert Pfeile ab, die auf ihn abgeschossen werden.
japanisches kriegsschiff
© welt der samurai
Die bei der Seeschlacht von Danoura eingesetzten Schiffe, waren relativ flach und mit mehreren Rudern bestückt. Man bekämpfte sich hauptsächlich mit Pfeilen, die man ausschließlich auf feindliche Krieger abschoss. Die Ruderer zu beschießen, galt als unehrenhaft.
schriftzeichen kanji samurai
© welt der samurai
Das Kanji-Schriftzeichen für Samurai
bild_bushi-02
© Galerie am Haus der Kunst / München
Künstler: Utagawa Kuniyoshi
Yendo Giyemon Masatada wirft mit einem abgeschlagenen Kopf nach seinem Feind Nobunaga
bild maske
© welt der samurai
Die eisernen Masken sollten nicht nur schützen, sondern auch die Gegner einschüchtern.
bild nobunaga
© Galerie am Haus der Kunst / München
Künstler: Utagawa Kuniyoshi
Oda Nobunaga war einer der mächtigsten Daimyo der Sengoku-Periode.
bild daikuro
© Galerie am Haus der Kunst / München
Künstler: Utagawa Kuniyoshi
Feuerwaffen beeinflusste die Kriegstaktik nachhaltig. Bei vielen Samurai galten sie jedoch als unehrenhaft.
bild hideyoshi
© Galerie am Haus der Kunst / München
Künstler: Utagawa Kuniyoshi
Toyotomi Hideyoshi war von einfacher Herkunft und wurde Herr über ganz Japan
bild des Tokugawa-Wappens
© welt der samurai
Aoi, die Malvenblüte war das Wappen der Tokugawa-Familie

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