Die mythologische
Entstehungsgeschichte
Die historische
Geschichte
Der Gempei-Krieg
Die Zeit der kämpfenden Länder "Sengoku-jidai"
Das Tokugawa-Shōgunat
Die mythologische Entstehungsgeschichte
Die Legende überliefert uns folgende Begebenheit:
Über den unendlichen Weiten des
ursprünglichen Chaos stehen der Gott
Izanagi und die Göttin
Izanami,
auf der alles überspannenden Himmelsbrücke und blicken auf die bisher nur aus Wasser bestehende Welt. Sie finden
kein Land worauf sie sich niederlassen können. So stoßen sie einen Korallenspeer in den
Ozean. Als sie den Speer aus dem Wasser ziehen, fallen einige Tropfen ins Meer zurück. Die Tropfen erstarren und bilden die
japanischen Inseln, auf die das Götterpaar herabsteigt und den Korallenspeer zum Zentrum ihres Hauses macht.
Dies ist die Geburtsstunde Japans.
Ihr erstes Kind ist
Amaterasu, die Sonnengöttin. Das zweite Kind, den Feuergott,
erschlägt
Izanagi, da er seiner Mutter bei der Geburt schwere Verbrennungen zugefügt hat.
Izanami
flieht daraufhin in die Unterwelt. Der zweite Sohn,
Susano-o, ist gewalttätig und bösartig. Er schleudert Blitze
über den Himmel und wirft sogar ein Pferd nach seiner Schwester
Amaterasu und tötet damit eine
ihrer Dienerinnen.
Darauf versteckt sich
Amaterasu in einer Höhle. Durch die Flucht der Sonnengöttin
wird die Erde in Dunkelheit gehüllt. Nur mit einer List gelingt es den anderen Göttern, sie aus der Höhle zu
locken: Sie befestigen einen Spiegel und eine Halskette mit wertvollen Juwelen an einem Baum vor ihrem Versteck und veranstalten einen
seltsamen obszönen Tanz. Neugierig schaut
Amaterasu aus der Höhle und sieht den Spiegel und die Kette. Fasziniert
von ihrem eigenen Spiegelbild, verlässt die Sonnengöttin ihr Versteck, und
das Licht kehrt auf die Erde zurück.
Susano-o macht seinen Fehler wieder gut, indem er
einen achtköpfigen Drachen tötet. Dem Schwanz des Drachen entspringt ein Schwert, dass er seiner Schwester
Amaterasu
zum Geschenk macht. Der Name dieses hervorragenden Schwertes lautet "
Ame no murakomo no tsurugi" das "Regenwolkenschwert".
Amaterasu sendet ihren Enkel
Ninigi zu den Menschen. Dieser soll über Japan herrschen.
Sie schenkt ihm die Insignien der kaiserlichen Macht: den Spiegel, die Edelsteine ihrer Halskette und das Schwert.
Die Throninsignien
Es handelt sich bei den Throninsignien Japans um drei heilige Schätze. Das Schwert Kusanagi, ein Juwel, Yasakani no magatama
genannt und einen Spiegel, den Yata no kagami.
Diese uralten Artefakte sind weder den Forschern, noch irgendeiner anderen Person, außer dem Tenno und seinen Bevollmächtigten zugänglich.
Das Kaiserhaus hat niemals eine Beschreibungen oder Bilder der Insignien veröffentlicht.
Niemand sonst kann eine Aussage darüber machen wie diese Objekte aussehen oder ob sie überhaupt existieren.
Sein Enkel
Jimmu besteigt am 11. Februar 660 v. Chr., als erster Kaiser den
Thron. Seither ist dies der japanische Nationalfeiertag. Der heutige
Tenno stammt in
direkter Linie von diesem göttlichen Kaiser ab.
Sujin ernennt als erster Kaiser vier Generäle mit dem Titel
Shōgun
(oberster Feldherr). Sie sollen die vier Flanken seines Reiches verteidigen und Aufstände niederschlagen.
Die historische Geschichte
Die erste Besiedelung der japanischen Inseln, ging mit hoher
Wahrscheinlichkeit, über eiszeitliche Landbrücken vom asiatischen Festland aus.
Während der
Jomon-Periode hat es wohl keine größeren Einwanderungen mehr gegeben.
Der Beginn der
Yayoi-Periode wird mit dem ersten Anbau von Reis gleichgesetzt, den man auf die Zeit um 400 vor Chr. datiert hat.
In dieser Zeit befindet sich China im Kriegszustand, bekannt als "Die Zeit der streitenden Reiche".
Man ging bisher davon aus, dass chinesische Flüchtlinge die Technik des Reisanbaus zu dieser Zeit mit nach Japan brachten.
Neuere Untersuchungen mit einem Massen-Spektrometer zeigen jedoch, dass einige Töpferwaren mit Resten von Reis,
bereits um 800 v.Chr. hergestellt wurden.
Einige Archäologen nehmen an, dass die Techniken des Reisanbaus sogar schon um 1000 vor Chr. in Japan angewendet wurden.
Ab der
Yayoi-Zeit gibt es immer wieder kulturelle und technische Importe aus China und Korea.
Die
Ainu, die Ureinwohner Japans, werden später von Einwanderern auf die Insel
Hokkaido
zurückgedrängt. Die Einwanderer gründen Stämme und Clans. Mit der Zeit wird der
Yamato-Clan
aus der
Kanto-Ebene immer mächtiger und vereint schließlich die einzelnen Clans.
Das erste Mal wird Japan in chinesischen Aufzeichnungen der späten
Han-Dynastie erwähnt.
Die
Yamato-Fürsten erheben eine frühe Form des Shintoismus zur allgemeinen Religion.
Das chinesische Festland beeinflusst immer stärker die Entwicklung
Japans, denn in China und Korea gibt es zu dieser Zeit bereits eine hoch entwickelte
Kultur. Händler bringen Eisen, chinesische Schriften und
Philosophie nach Japan. Hier werden von nun an, alle wichtigen Dokumente in chinesischer Schrift verfasst.
Im Jahre 522 n.Chr schickt der König von Paekche, im südlichen Korea, buddhistische Priester nach Japan.
Der Buddhismus wird bereitwillig angenommen und bereits im Jahre 594 zur Staatsreligion erklärt.
Der Shintoismus behält jedoch seine Bedeutung als Volksreligion.
Die bedeutendsten Aufzeichnungen der frühen japanischen Geschichte finden sich im
Kojiki,
(Berichte über alte Begebenheiten [verfasst im Jahre 712]) und
im
Nihon-Shoki, (Japanische Annalen [verfasst im
Jahre 720]).
Japans Regierungsstruktur orientiert sich am chinesischen
System. Ein Rat mit acht untergeordneten
Ministerien, der so genannte
Dajokan, regiert das
Land.
Der Norden der Hauptinsel
Honshu wird zu dieser
Zeit von den
Emishi beherrscht,
die von den
Yamato als Barbaren bezeichnet werden.
Um den Widerstand dieser Barbaren zu brechen, wirbt
die Regierung berittene Krieger aus der
Kanto-Ebene
an.
Sie gelten als die ersten
Bushi, die berufsmäßigen Krieger, die sehr viel später als Samurai bekannt werden.
Ab 710 ist
Nara Hauptstadt, während der Kaiser seinen Sitz in
Kyōto hat. Die
Yamato
können ihre
Vorherrschaft bis in das 9. Jahrhundert behaupten.
Der Kaiser zieht sich jedoch aus den Regierungsgeschäften immer mehr zurück, was schließlich zum Aufstieg der Familie
Fujiwara führt. Sie besetzten alle wichtigen Positionen in der Regierung mit
Familienmitgliedern. Im Jahre 884 wird
Fujiwara Motosune der erste "bürgerliche"
Herrscher (
Kampaku). Von 995, bis zu seinem Tod im Jahr 1028, regiert
Fujiwara
Michinaga das Land. Er verheiratet seine vier Töchter mit den jeweils aufeinander folgenden
Kaisern und sichert so die Macht seiner Familie. Unter der Herrschaft der
Fujiwara entwickelt sich
eine eigenständige japanische Kultur, die immer weniger vom chinesischen Festland beeinflusst wird.
Im dieser Zeit entfaltet sich die klassische Literatur zu voller Blüte. Die Hofdame
Murasaki Shikibu
veröffentlicht 1010 "Die Abenteuer des Prinzen
Genji" (
Genji-monogatari).
Doch unter den
Fujiwara nimmt auch die Korruption zu und es bilden sich erste feudale Strukturen.
Um den hohen Steuern zu entkommen, schließen sich etliche Bauern den großen
Ländereien adeliger Grundbesitzer an. In den Provinzen bilden sich zum Schutz des feudalen Adels, kleine
militärische Gruppen, in denen ein einfacher Krieger, der sich im Kampf gegen andere Clans
und Räuberbanden bewährt hat, in den Stand eines Samurai erhoben werden kann.
Der Minamoto-Taira Konflikt
Die bedeutendsten Clans dieser Zeit sind die
Minamoto (nach chinesischer Leseart auch
Genji genannt)
und die
Taira (nach chinesischer Leseart auch
Heishi genannt).
1155 kommt es zu Unstimmigkeiten in der Frage der Thronfolge. Am Hof leben zwei ehemalige Kaiser und der Kind-Kaiser
Konoe.
Als
Konoe vergiftet wird, unterstützt der
Fujiwara-Clan den ehemaligen Kaiser
Sotoku.
Sein Vater, der ehemalige Kaiser
Toba, fordert aber, dass sein anderer Sohn,
Go-Shirakawa,
neuer Kaiser wird. Nachdem
Toba im Jahre 1156 stirbt, rufen beide Kaiser
ihre Anhänger in die Hauptstadt.
Der
Minamoto-Clan, der
Sotoku die Treue hält und die
Taira,
die zu
Go-Shirakawa halten, zerstreiten sich in der Frage der Thronfolge endgültig.
Ein Krieg ist nun unvermeidbar.
Der
Minamoto-Clan und
Sotukus Gefolgsleute müssen in der Schlacht von
Hogen eine empfindliche Niederlage einstecken.
Von nun an gelingt es dem
Taira-Clan, seine Macht am Kaiserhof auszubauen.
Kaiser
Go-Shirakawa dankt zu Gunsten seines Sohnes
Nijo ab.
Taira-Führer,
Kiyomori, ernennt sich selbst zum obersten Minister und führt
die Politik der
Fujiwara fort. Er verheiratet seine Tochter mit dem Prinzen und erklärt
die Konkubinen des Kaisers zu Angehörigen seiner Familie. Die am Hofe lebenden
Minamoto sinnen auf Rache.
Die Streitigkeiten zwischen den
Taira und den
Minamoto führen 1159 zum zweiten
Bürgerkrieg. Die
Minamoto können zwar einige Siege
erringen, doch schon bald wendet sich das Blatt zu Gunsten der
Taira.
Minamoto Yoshitomo kann mit drei Söhnen fliehen, doch einer
von ihnen,
Tomonaga, ist so schwer verwundet, dass er seinen Vater bittet, ihn zu töten,
damit er ihnen auf der Flucht nicht zur Last falle.
Yoshimoto kommt
dem Wunsch seines Sohnes nach, wird aber trotzdem entdeckt und ermordet. Auch der tote
Tomonaga
wird noch gedemütigt.
Taira Kiyomori lässt ihn wieder ausgraben und enthaupten!
Nach ihrem Sieg steigen die
Taira zur stärksten Adelsfamilie Japans auf.
Der Gempei-Krieg
Taira Kiyomori hat seine Konkurrenten ausgeschaltet. 1180 wird sein Enkel
Antoku
neuer Kaiser. Doch gegen den Aufstieg der
Taira formierte sich der Widerstand aus den Reihen der überlebenden
Minamoto. Wieder treffen die Armeen der
Taira auf die
Minamoto, die jetzt von den
Sohei,
den fanatischen Kriegern-Mönchen aus
Nara und
Kyōto, unterstützt werden. Doch die
Taira
können die Armeen der
Minamato in den Schlachten von
Uji und
Ishibashiyama
vernichtend schlagen.
Im Jahr 1183 wendet sich schließlich
das Kriegsglück zu Gunsten des
Minamoto-Clans. 1185 kommt es bei
Danoura zur
Entscheidungsschlacht.
In der Straße von
Shimonoseki treffen die Flotten der
Taira und der
Minamoto
aufeinander. Auch der kindliche Kaiser
Antoku befindet sich, als Zeichen des Herrschaftsanspruchs, auf einem
Kriegsschiff der
Taira.
Im Verlauf der Schlacht soll sich das Wasser vom Blut der
getöteten
Taira-Krieger rot gefärbt haben.
Antoku selbst
ertrinkt und mit ihm versinkt auch das legendäre Regenwolkenschwert "
Ame no murakomo no tsurugi", das die
Sonnengöttin einst dem ersten Kaiser schenkte.
Obwohl es sich bei dem Schwert
wohl nur um eine Nachbildung handelt, ist die symbolische Bedeutung dieses Verlustes enorm.
Minamoto no Yoritomo hat im Krieg sein Hauptquartier in
Kamakura und nutzt es
auch nach seinem Sieg als Verwaltungszentrum. 1192 lässt er sich vom Kaiser zum
Seiitai-Shōgun,
kurz
Shōgun, zum obersten Feldherrn, ernennen.
1219 kommen die, mit dem Geschlecht der
Taira
verbundenen
Hojo, durch Meuchelmorde und Verschwörungen an die Macht.
Sie übernehmen zwar selbst nie das Amt des
Shōgun,
behalten sich jedoch vor, das Amt des
Shikken zu
besetzten.
Der
Shikken ist der offizielle Stellvertreter des
Shōgun,
der wiederum Vertreter des machtlosen Kaisers ist. Indem die
Hojo
das Amt des
Shōgun mit Marionetten besetzen,
behalten sie die Fäden in der Hand.
Sogar Kinder werden zu solchen "Schatten"-
Shōgunen
ernannt. Die
Hojo-Familie regiert das Land bis in
das Jahr 1333.
Angriff der Mongolen
In den Jahren 1274 und 1281 gelingt es Japan, unter der
Führung des
Hojo-Clans, zwei Invasionen
der übermächtigen Mongolen und ihrer Verbündeten abzuwehren.
Mit einer technisch und zahlenmäßig überlegnen Streitmacht landen die Mongolen
im Norden von
Kyushu.
Dort stoßen sie jedoch auf erbitterten
Widerstand der japanischen Verteidiger.
Beide Invasionsversuche scheitern schließlich nicht nur am Widerstand der Samurai, sondern auch an
den sagenhaften Taifunen,
Kamikaze (Götterwind) genannt, die große Teile der Invasionsflotten zerstören.
Japan bleibt das einzige Land in Ostasien, dass sich nicht der mongolisch-chinesischen Herrschaft unterwerfen muss.
(Siehe dazu auch:
Angriff der Mongolen)
Die hohen Kosten des Verteidigungskrieges führen jedoch zu einer politischen Schwächung
des
Hojo-Clans. Viele
Daimyo sehen sich nicht ausreichend belohnt und unterstützen
eine Revolte des ehemaligen Kaisers
Godaigo.
Die Muromachi-Zeit
(1333–1568), auch als
Ashikaga-Zeit bezeichnet, war der Zeitraum in dem das
Kamakura-Bakufu zerfiel und in der die Familie
Ashikaga herrschte.
Im Jahr 1333 erobert der abtrünnige
Hojo-Vasall
Ashikaga Takauji, die Städte
Kyōto und
Kamakura.
Der
Hojo-Regent wird zum Selbstmord gezwungen und
Ashikaga
Takauji übernimmt das
Shōgunat. Nachdem die
Hojo ausgeschaltet sind, wird der
Kaiser
Godaigo aus
Kyōto verbannt und
Kyomo
als Gegenkaiser eingesetzt.
Godaigo richtet mit
seinen Gefolgsleuten in
Yoshino seinen eigenen Kaiserhof ein.
Die kaiserliche Macht teilt sich für die nächsten 60 Jahre in einen Nord- und Südhof.
Erst im Jahre 1392 dankt der rechtmäßige Kaiser in
Yoshino
zugunsten des Nord-Kaisers
Gokomatsu
ab und erklärt seinen Verzicht auf die kaiserlichen Insignien. Damit sind die
Ashikaga
die Herrscher Japans. Doch auch die
Ashikaga-Shōgune verlieren ihre Macht.
Ashikaga
Yoshinori wird im Jahr 1441 ermordet und sein Sohn stirbt
bereits im Alter von acht Jahren. Nun ergreift
Ashikaga Yoshinoris jüngerer Bruder
Yoshimasa
die Macht.
Er bleibt 30 Jahre lang
Shōgun, kann
aber den Verfall seiner Familie nicht aufhalten. Zunehmenden Einfluss gewinnen andere mächtige Samurai-Clans.
Die
Ashikaga können die immer mächtiger werdenden Provinz-Fürsten nicht mehr kontrollieren.
Die Zeit der kämpfenden Länder
Die Zeit zwischen 1477 und 1615 geht als
Sengoku-Periode, die
"Zeit der kämpfenden Länder", in die Geschichte
ein.
Die
Ashikaga sind nicht mehr in der Lage ihren zentralen Machtanspruch auszuüben.
Sie interessieren sich mehr für die schönen Künste wie Poesie und Teezeremonien.
Ashikaga Yoshimasa verkauft sogar seine Rüstung, um seine kostspieligen Hobbys zu finanzieren.
Während viele
Daimyo eigene Pläne zur Machtergreifung schmieden, gewinnen auch die buddhistischen
Klöster an Einfluss. sie beteiligen sich sogar mit eigenen Truppen an den Auseinandersetzungen.
Neben den Klöstern und den aufstrebenden
Daimyo fordern auch die Bauern einen gesellschaftlichen Umbruch.
Abgesehen von gestohlenen Lebensmitteln und zertrampelten Feldern, sind die
vorbeiziehenden regulären Truppen für die Bauern keine existenzielle Gefahr. Anders als in
Europa, wo beispielsweise der 30jährige Krieg ganze Landstriche regelrecht entvölkerte, sind in Japan niedergebrannte Dörfer,
Übergriffe auf die Zivilbevölkerung und Zwangsrekrutierungen eher eine Ausnahme. Ein Problem stellen jedoch die zahlreichen Räuberbanden dar.
Sie bilden sich aus versprengten Samurai und ziehen raubend und mordend von Dorf zu Dorf.
Vor allem müssen die Bauern die verschwenderische Lebensweise der herrschenden Klasse finanzieren. Zeitweise sollen
sie 70% ihrer Erträge als Steuern abgeben. Auch die
Ji-Samurai, die sowohl Krieger als auch Bauern sind, werden durch die
überhöhten Abgaben in ihrer Existenz bedroht. Die Bauern und
Ji-Samurai schließen sich zu
eigenen Kampfverbänden, den
Ikki, zusammen. Die allgemeine Unzufriedenheit führt schließlich zu
Bauernaufständen.
1428 greift ein Aufstand in
Kyōto auf das ganze Land über. 1441 ziehen die
Aufständischen, mordend und brandschatzend durch
Kyōto. Nach einer Woche erlässt das
Shōgunat den Bauern ihre Schulden.
1447, 1451, 1457 und 1461 kommt es wieder zu bewaffneten Aufständen und die
Ikki
besiegen sogar ein 800 Mann starkes Samurai-Heer.
Nur durch den Militärdienst können Bauer ihren Schulden letztendlich entkommen. Sie bilden die leichten Fußtruppen, die
Ashigaru,
einen wichtigen Stütze des Samurai-Heeres. In den folgenden Jahren setzen die Heerführer verstärkt große
Ashigaru-Verbände
zur Unterstützung traditioneller Samurai ein.
Die
Ashigaru und
Ikki verändern nachhaltig die Gesellschaftsordnung. Es beginnt die Auflehnung der unteren Schichten
gegen die Herrschenden,
Gekokujo genannt. Diese Entwicklung leitet die
Sengoku- Periode ein, in der sich zahlreiche
Vasallen gegen die Zentralmacht erheben.
Es ist unausweichlich, daß Japan in Krieg und Chaos stürzt.
In den folgenden Jahren wird das ganze Land durch die gnadenlosen Machtkämpfe erschüttert.
Zahlreiche lokale Kriegsherren stellen mächtige Heere auf und zermürben sich in blutigen Schlachten.
Bündnisse werden gebrochen, Freunde werden verraten und jeder versucht ein möglichst großes Stück vom Kuchen ab zu bekommen.
Es herrschen anarchische Zustände.
Besiegte herrenlose Samurai ziehen durchs Land, schließen sich zu Banden zusammen an und
terrorisieren die Landbevölkerung. Doch ebenso werden verwundete oder flüchtende Samurai von den notleidenden Bauern überfallen und ausgeraubt,
denn ihre Ausrüstung läßt sich in diesen kriegerischen Zeiten schnell zu Geld machen.
Der Onin-Krieg
Obwohl die Eskalation der lokalen Konflikte das Land bereits in den Bürgerkrieg führte, wird der
Onin-Krieg, (1467-1477) als der eigentliche
Beginn der
Sengoku-Periode angesehen.
Die Auseinandersetzungen, die sich zuerst auf
Kyōto konzentrieren, brechen im ersten Jahr der Ära
Onin (Kaiser
Go-Tsuchimikado) aus.
Die Stadt ist trotz der vorausgegangenen
Ikki-Aufstände immernoch die prachtvollste Metropole
Japans. Anfangs kämpfen die rivalisierenden Clans der
Yamana und
Hosokawa um die Nachfolge der
Ashikaga.
Yamana Sozen, unterstützt
Yoshihisa, während
Hosokawa Katsumoto,
Yoshimi, dem Bruder des aktuellen
Shōguns
seine Loyalität zusichert.
Eine heikle Lage, denn
Hosokawa Katsumoto steht seinem eigenem Schwiegervater,
Yamana Sozen,
gegenüber. Die Kontrahenten sammeln ihre Truppen um
Kyōto. 80.000 Kämpfer der
Yamana treffen auf die 85.000 Mann der
Hosokawa.
Für europäische Maßstäbe sind diese Heere gewaltig, handelt sich doch nur um die Armeen einzelner Familien.
Als weitere 20.000 Mann der
Yamana-Armee nach
Kyōto marschieren, wird ein Anwesen der
Hosokawa
in Brand gesteckt, worauf die Truppen der
Hosokawa einen Versorgungskonvoi der
Yamana überfallen.
Kurz darauf kommt es zu ersten offenen Kampfhandlungen. Zwei Monate nach dem Ausbruch der Kämpfe, im Juli 1467, ist der Norden Kyōtos
verwüstet. Beide Parteien verschanzen sich hinter Barrikaden und führen einen gnadenlosen Stellungskrieg, der die
verängstigte Bevölkerung aus der Stadt treibt.
Die Kampfhandlungen greifen auf die Provinzen über und in
Kyōto
häufen sich die Leichen auf den Straßen. Ganze Wagenladungen voll abgeschlagener Köpfe werden als
Trophäen gesammelt.
Obwohl das Land in blutige Auseinandesetzungen und gnadenlose Machtkämpfe stürzt, kommt es unter der
Ashikaga-Herrschaft
auch zu einer kulturellen Blüte.
Japan zersplittert in unabhängige Fürstentümer, die ihre eigenen Gesetze erlassen,
Festungen errichten und sich unbarmherzig bekämpfen. Mit dem Sieg über einen befeindeten Clan werden oft auch die Frauen
und Kinder ermordet. So werden die Clans der
Shiba und
Isshiki sowie die
Hatakeyama, die
Yamashiro
und die
Yamana in den grausamen Kämpfen vollständig vernichtet.
Im Jahre 1542 landen portugiesische
Händler vor
Kyushu und bringen die ersten "modernen" Feuerwaffen nach Japan.
Die Arkebusen und Musketen werden von japanischen Handwerkern nachgebaut und beeinflussen die Kriegsführung nachhaltig.
Es kommt zu Handelsbeziehungen mit dem fernen Europa, worauf ab dem Jahre 1549 die christliche Missionierung folgt.
Einige
Daimyo fördern das Christentum, da sie sich davon eine Schwächung der einflussreichen
buddhistischen Klöster erhoffen.
Am 9. November 1568 zieht
Oda Nobunaga, der
Daimyo der Provinz
Owari, mit seinen Truppen in
Kyōto
ein. An seiner Seite
Ashikaga Yoshiaki, der den
Shōgun-Titel für sich beansprucht.
Nobunaga hat sich
bereit erklärt,
Yoshiaki beim Kampf um die Erbfolge zu
unterstützen. Allerdings geht es ihm nur darum, seine eigenen Pläne zu verwirklichen.
Durch die Einnahme
Kyōtos, beendet er den blutigen Bürgerkrieg. Seine weiteren Erfolge gelingen ihm vor allem
durch die Hilfe zweier hervorragender Offiziere.
Toyotomi Hideyoshi, ein ehemaliger
Fußsoldat bäuerlicher Herkunft und
Tokugawa Ieyasu
ein früherer Feind
Nobunagas. Ein weiterer Grund für den
militärischen Erfolg ist der umfangreiche Einsatz der leichten
Ashigaru-Truppen.
Diese sind, in riesigen Verbänden, mit den relativ kostengünstigen Speeren ausgerüstet, eine ernste
Bedohung für die traditionellen Samurai. Solche Fußtruppen
werden nun auch mit den neuen, von den Portugiesen eingeführten Schusswaffen ausgestattet.
Nobunaga versteht es seine Truppen taktisch klug einzusetzen. Geschützt durch
Speerträger stehen die Arkebusiere in drei Reihen. Während die erste Reihe feuert, laden die Anderen ihre Waffen.
Diese neue Art der Kriegsführung verschafft ihm einen Sieg nach dem anderen.
Nach seinen Einzug in
Kyōto sichert sich
Nobunaga
die Verbindung zwischen der Hauptstadt und seiner Heimatprovinz
Owari,
indem er die Fürsten der Provinzen
Omi und
Echizen, 1573 in der Schlacht am
Anegawa-Fluß besiegt. Die Klöster
der Kriegermönche auf den
Hieizan läßt er niederbrennen.
Der
Shōgun Yoshiaki wird abgesetzt, da er sich auf die Seite der Gegner
Nobunagas gestellt hat.
Dadurch ist das
Shōgunat der
Ashikaga beendet und
Nobunaga praktisch mächtigster Kriegsherr in Japan.
Noch im selben Jahr belagert er die die strategisch wichtige Festung
Ishiyama,
um die
Ikko-Buddhisten zu vernichten, die sich mit
Takeda Shingen gegen
ihn gestellt hatten.
Doch erst 1580 ist der Widerstand der Mönchskrieger gebrochen. In dieser Zeit festigt
Nobunaga
sein Machtposition in den neu gewonnenen Gebieten und läßt am Ufer des
Biwa-Sees
die Burg
Azuchi erbauen. Sie wird, als erste Burg Japans, so konstruiert, daß sie auch dem Beschuß durch
Feuerwaffen standhält. 1577 greift er die
Mori-Familie an, die einige Provinzen an der Südwestspitze
Honshus
beherrscht. Sein wichtigster Feldherr
Toyotomi Hideyoshi bekommt den Auftrag seine Truppen gegen die
Mori zu
führen.
Der Feldzug erweist sich aber als langwierig und teuer.
Hideyoshi fordert schließlich
Verstärkung an, als er 1582 vor der Burg
Takamatsu in der Provinz
Bitchu
steht.
Nobunaga schickt
Akechi Mitsuhide, mit dem größten
Teil seines Heeres, um
Hideyoshi zu unterstützen.
Akechi nutzt diese Situation
aus und wendet sich mit den ihm unterstellten Kriegern gegen seinen Herrn
Nobunaga.
Im
Honnoji-Tempel in
Kyōto werden
Nobunaga und sein Sohn schließlich
ermordet. Als
Hideyoshi von dem Verrat erfährt, beendet er den Kampf mit den
Mori
und eilt mit seinen Truppen zurück nach
Kyōto.
Schon auf dem Rückweg wird er von
Akechis Anhängern in kleine Gefechte verwickelt. Doch der
Übermacht seiner Armee sind sie nicht gewachsen. Der Sieg über
Akechi Mitsuhide und seine
Gefolgsleute findet am 2.7.1582 nahe der Hauptstadt in der Schlacht von
Yamazaki
statt.
In den folgenden Erbfolgestreitigkeiten kommt es zum offenen Kampf
zwischen den ehemaligen Verbündeten
Nobunagas. Die Entscheidung fällt 1583 in
der Schlacht von
Shizugatake, wo es
Hideyoshi
gelingt seine zahlreichen Gegner zu isolieren und deren Armeen einzeln
zu schlagen.
Mit seinem letzten ernstzunehmenden Rivalen
Tokugawa Ieyasu,
kann sich
Hideyoshi im Jahre 1585 jedoch friedlich einigen.
Durch Verhandlungen und Kämpfe wird
Hideyoshi
in nur wenigen Jahren zum unbestrittenen Nachfolger
Nobunagas.
1583 beginnt er, auf den Grundmauern der zerstörten
Mönchs-Festung
Ishiyama, mit dem Bau von Schloss
Osaka.
Im Jahre 1587 verleiht ihm der Kaiser die Würde des
Großkanzlers.
Bis zum Jahre 1590 werden die letzten
Daimyo
ausgeschaltet oder sichern ihm ihre Gefolgschaft zu.
Damit hat
Toyotomi Hideyoshi ganz Japan unter
seiner Herrschaft vereinigt.
Doch das reicht ihm nicht.
Er schmiedet den tollkühnen Plan, China zu erobern.
Hideyoshi fordert vom koreanischen König
freien Durchzug nach China, was ihm aber verweigert wird.
Im Mai 1592 landen starke japanische Verbände in Korea.
Nach ersten Erfolgen gerät der Vormarsch jedoch ins Stocken
und die Invasoren müssen sich in Stellungen an der
Küste zurückziehen.
Drei Jahre wird ohne Ergebnis verhandelt. Im Jahre 1597 werden weitere
Truppen nach Korea geschickt.
Wieder ist die Lage, nach einigen Siegen für die Japaner,
festgefahren. Erst nach
Hideyoshis
Tod, im Jahre 1598, werden die Soldaten aus Korea
zurückbeordert und der Plan, China zu erobern, aufgegeben.
(Siehe dazu auch:
Der Imjin-Krieg; Invasion in Korea)
Das Tokugawa-Shōgunat
Hideyoshi hatte alles getan, seinen Sohn
Hideyori
zum Nachfolger zu machen. Doch schon bald kommt es zu Streitigkeiten um
die Erbfolge.
Am 21.10.1600 gelingt es
Tokugawa Ieyasu, in der Schlacht von
Sekigahara,
seine Gegner entscheidend zu schlagen
und damit zum uneingeschränkten Herrscher über ganz
Japan aufzusteigen. 1603 wird er vom Kaiser zum
Shōgun ernannt und
begründet damit das
Shōgunat der
Tokugawa.
Im Jahr 1615 erobert er schließlich, nach heftigen Kämpfen, die Burg von
Osaka, den Sitz des
Toyotomi-Clan,
um den sich die letzte Opposition versammelt hat. Damit schaltet er endgültig die letzten Gegner aus und festigt die
absolute Macht der
Tokugawa.
Um den kaiserlichen Intrigen zu entgehen, macht er
Edo
zu seiner Residenz.
Ieyasu leitet umfassende, tiefgreifende Reformen ein.
Um die Daimyo zu kontrollieren und seine ehemaligen Feinde im Zaum zu halten, unterteilt er sie in zwei Gruppen:
♦ Die
Fudai-daimyo - treue, direkt dem Shōgunat unterstellte Lehnsleute, bilden das Schutzschild des Shōgunats.
♦ Die
Tozama-daimyo - ausserhalb stehende Lehnsleute, vor allem ehemalige Gegner.
Ein weiteres Kontrollmittel ist die Anwesenheitspflicht der Frauen und Kinder der Provinzfürsten. Sie leben in der Hauptstadt
Edo
als Geiseln des Shōgun. Die Fürsten selbst müssen jedes zweite Jahr nach
Edo reisen. Diese Reisen sind sehr aufwendig und teuer,
so dass für kostenintensive, bewaffnete Aufstände gegen die Zentralmacht, kaum noch Mittel zur Verfügung stehen würden.
Die Bevölkerung steht unter strenger Kontrolle eines perfekten Überwachungssystems mit einem Netz aus Spitzeln und Geheimpolizisten.
Die Christen werden vertrieben und unterdrückt, fast alle Fremden ausgewiesen und das Land gegen ausländische
Einflüsse abgeschottet. Sogar Auslandsreisen werden für fast alle Japaner verboten.
Der Bau von hochseetüchtigen Schiffen wird untersagt.
Holländer, Koreaner, Chinesen, Siamesen und Ryûkyû-Bewohner dürfen über
Nagasaki und die Insel
Tsushima begrenzten Handel treiben.
Mit der Isolation beginnt aber auch eine Zeit des langersehnten Friedens.
250 Jahre bleibt die
Tokugawa-Familie an der Macht.
Während dieser Zeit, bildet sich ein höchst ungewöhnlicher, auf der Welt wohl einzigartiger Wissenschaftszweig.
Die sogenannten "Hollandstudien" (jap.
Rangaku) beschäftigen sich mit der Erforschung der "Außenwelt".
Japanische Gelehrte werten neue Bücher, wissenschaftliche Arbeiten und Erfindungen aus.
Damit entspricht das Wissen Japans in etwa dem der übrigen Welt.
Zwangsöffnung
Im Jahre 1853 laufen amerikanische Kriegsschiffe unter der Führung von Commodore Matthew Perry in der Bucht von
Edo ein.
Sie haben den Auftrag Handels-Konzessionen und die
Öffnung der Häfen durchzusetzen, falls erforderlich, auch mit Gewalt.
Nach vierjährigen Verhandlungen gibt
Tokugawa Iesada nach.
Im Vertrag von
Kanagawa werden erste Handelsbeziehungen vereinbart.
Im Jahre 1867 endet das
Tokugawa-Shōgunat und Japan
entwickelt
sich zu einem modernen Staat nach europäischem Vorbild.
Die einst so mächtigen Samurai verlieren ihren
Status und alle Privilegien. Wer von ihnen nicht im neuen kaiserlichen
Heer dient,
wird Beamter oder geht einem zivilen Beruf nach.
Die Zeit der Samurai ist endgültig
vorüber.
Durch ein Dekret des Kaiser wird das
Tragen und die Herstellung von Schwertern verboten.
Im Jahre 1876 kommt es im Süden von
Kyushu
zum einigen Aufständen traditioneller Samurai, die mit der politischen Entwicklungen und den Reformen der
Meiji-Regierung
unzufrieden sind. Einer ihrer Anführer ist
Saigo
Takamori. Er schafft es, 25 000 Krieger für seine Rebellion zu gewinnen.
Unter seiner Führung kommt es 1877 zu blutigen Kämpfen zwischen den,
teilweise mit Schwert und Bogen bewaffneten Samurai und 40 000, mit modernen Waffen
ausgerüsteten Regierungssoldaten.
Die heldenhaft kämpfenden Rebellen werden in wenigen Monaten besiegt.
Der verwundete
Saigo Takamori begeht rituellen Selbstmord.