Angriff der Mongolen
In den Jahren 1274 und 1281 gelingt es Japan, unter der Führung des
Hojo-Clan, zwei Invasionen
der Mongolen abzuwehren.
Kublai Khan wurde Anführer des gewaltigen Mongolenimperiums, als im Jahre 1259 der GroßKhan Möngke starb.
Für die Mongolen war die Unterwerfung Japans eher eine Frage des Ansehens, als ein wirtschaftliches Interesse.
Bereits seit dem Jahre 1266 schickt
Kublai mehrmals Botschaften an
die japanische Führung, in denen die Japaner aufgefordert werden, die mongolische Herrschaft freiwillig anzuerkennen.
Überliefert ist, dass die Japaner zunächst nicht auf die Forderungen reagieren und damit eine zunehmend
feindselige Haltung der Mongolen provozieren.
Im Jahre 1274 befiehlt
Kublai Khan den ersten Angriff auf Japan.
China und Korea sind bereits weitgehend unter seiner Kontrolle. Dies ist die erste wirkliche Bedrohung Japans durch eine
ausländische Macht.
Mit 900 Schiffen und ca. 40 000 Kriegern landen die Mongolen und
ihre koreanisch-chinesischen Hilfstruppen, nachdem sie die kleinen Inseln
Tsushima und
lki erobert haben,
an der japanischen Küste im Norden von
Kyushu.
Andere Quellen berichten von über 1000 Schiffen. Es ist jedoch anzunehmen, dass es sehr viele kleinere Schiffe und wenige große
Kriegsschiffe waren.
In der Bucht von
Hakata stoßen die Invasoren auf erbitterten
Widerstand. Ein starkes Samurai-Heer, unter der Führung von
Shoni Kagesuke, stellt sich ihnen in den Weg.
Die Samurai, die nach ihren traditionellen Ritualen, ihren Feinden mehr oder weniger im Zweikampf
entgegentreten, treffen hier erstmals auf straff organisierte Einheiten in geordneten Formationen. Besonders erschrocken sind die
Verteidiger und vor allem ihre Pferde, über die mongolischen
Schießpulverbomben, die ihnen mit Katapulten entgegengeschleudert werden.
Derartige Waffen sind den Japanern unbekannt.
Die Mongolen sind technisch auf den höchsten Stand, werden von erfahrenen Offizieren angeführt und
verfügen über äußerst durchschlagkräfte Bögen und sogar über Armbrüste. Ihrer modernen Kriegsführung haben die Samurai nur ihren todesverachtenden
Heldenmut entgegenzusetzen.
Im Schutz der Dunkelheit schleichen sich besonders ungestüme Samurai, auf nahe vor der Küste ankernden Schiffe,
töten so viele Mongolen wie möglich und legen Feuer. Obwohl die japanischen Verteidiger nach kurzer Zeit Verstärkung erhalten,
scheint der Kampf gegen die mongolische Übermacht aussichtslos. Da die letzten kriegerischen Handlungen in Japan mehr als 50 Jahre zurückliegen,
verfügen die Samurai praktisch über keine kampferprobten Anführer.
Nach verlustreichen Kämpfen müssen sich die Verteidiger schließlich hinter eine alte Befestigung in
Mizuki zurückziehen.
Doch dann, wie durch ein Wunder, werden die Gebete der japanischen Priester erhört. Nachts bricht ein gewaltiger Taifun
los und zerschmettert viele mongolischen Schiffe. Ein Drittel der Angreifer ertrinkt und die Wenigen die sich ans Ufer retten können,
werden von den Samurai niedergemacht.
Die Invasoren ziehen sich schließlich zurück.
Dieser rettende Sturm geht als der "Götterwind", der weltberühmte
Kamikaze in die Geschichte ein.
Viele Einzelheiten der Schlacht, sind uns aus den Aufzeichnungen
des Samurai
Takezaki Suenaga überliefert.
Er ließ seine Heldentaten im Kampf gegen die
Mongolen aufschreiben und von Künstlern illustrieren.
Nach neueren Erkenntnissen gehen viele Historiker davon aus,
daß der Sturm die Angreifer erst auf ihrem Rückzug
erreichte und den größten Teil der mongolischen Flotte vernichtete.
Die genauen Gründe für den Rückzug der Mongolen, sind noch nicht eindeutig
geklärt, denn in den alten Aufzeichnungen, die in den Jahren kurz nach der Invasion gemacht wurden, wird kein Taifun erwähnt.
Logistische Schwierigkeiten spielten für das Scheiten der Mongolen mit Sicherheit eine
entscheidende Rolle.
Als Japan im Jahre 1275 nochmals aufgefordert wird sich zu unterwerfen,
werden die mongolischen Gesandten enthauptet.
Der zweite Angriff
Nachdem Kublai Khan im Jahre 1279 das
Song-Reich in Südchina endgültig eingenommen hat, beginnt er mit den
Vorbereitungen für eine weitere Invasion.
Die Japaner sind diesmal besser vorbereitet
und haben an den möglichen Landungsstellen
Verteidigungsanlagen errichtet.
So lässt die Militärführung um die Bucht von Hakata herum einen Steinwall von 20 km Länge errichten, der den Verteidigern Schutz bietet und den anlandenden Invasoren
die Aufstellung von Formationen erschwert. Die Reste dieser Wallanlagen sind stellenweise noch heute zu finden.
1281 planen die Mongolen mit der erbeuteten Song-Flotte und einer koreanischen Armada, sich bei der japanschen
Insel
Iki zu vereinigen und von dort aus die Hauptinseln zu erobern. Doch die südchinesische Flotte verspätet sich, da ihr Admiral kurz vorher stibt.
Die koreanische Flotte wartete jedoch nicht, sondern greift erfolglos die Bucht von
Hakata an.
Schließlich
vereinigten sich die beiden Flotten doch noch und greifen gemeinsam die
Hakata-Bucht an. Doch wieder wütet ein mächtiger Sturm. Kurz vor der
Offensive, vernichtet er einen großen Teil der Schiffe und
tötet etwa 70% der Angreifer.
Viele Erkenntnisse haben wir dem Meeresarchäologen Dr. Kenzo Hayashida zu verdanken. Er unternahm zahlreiche Tauchgänge
vor der Küste von Takashima und konnte zahlreiche Fundstücke sichern.
Die heutige Forschung geht auch beim zweiten Angriff davon aus, dass mehrere Faktoren für das Scheitern der Angreifer ein Rolle spielten.
So ist anzunehmen, dass die Hochseetüchtigkeit der Schiffe nicht ausreichend gegeben war. Ob Sabotage eine Rolle spielte oder
einfach übereilt geplant und gebaut wurde, steht noch zur Frage. Archäologische Funde in der Bucht von
Hakata deuten
darauf hin, dass es sich, zumindest bei einem Teil der mongolischen Flotte, um umgebaute Binnenschiffe handelte.
Diese Schiffe hätten schon einem leichten Sturm nicht standhalten können.
Japan bleibt schließlich das einzige Land in Ostasien, dass sich nicht der mongolisch-chinesischen Herrschaft unterwerfen muss.
Die Folgen
Die hohen Kosten des Verteidigungskrieges führen zu einer politischen Schwächung des
Hojo-Clans.
Viele
Daimyo und ihre Samurai stellen Forderungen an die Militärregierung in
Kamakura.
Im Jahre 1275 werden 120 Samurai, die während der ersten Invasion
besonderen Mut bewiesen hatten, belohnt.
Andere gehen jedoch leer aus.
Trotz eines weiteren Belohnungsprogramms im Jahre 1286 gibt es noch immer Krieger, die bisher keine Zuwendungen erhalten haben.
Denn nur allzuoft werden die Tempeln und Schreine, die ja erfolgreich für den Sieg gebetet hatten, bevorzugt behandelt.
Außerdem verfügt das
Bakufu nicht über ausreichende finanzielle
Mittel, denn in diesem Krieg gab es keine Länderreien oder nennenswerte Kriegsbeute
zum verteilen.
Schließlich sehen sich viele der Kämpfer ungerecht behandelt und unterstützen
eine Revolte des ehemaligen Kaisers
Godaigo. Im Jahr 1333 erobert der abtrünnige
Hojo-Vasall
Ashikaga Takauji, die Städte
Kyōto und
Kamakura.
Der
Hojo-Regent wird zum Selbstmord
gezwungen und
Ashikaga Takauji übernimmt das
Shōgunat.
weiterführende Links:
Interessantes zu archäologischen Funden vor der japanischen Küste findest du unter:
www.archaeology.org
Die kompletten Bildrollen zu den Erlebnissen des Samurai
Takezaki Suenaga kannst du hier betrachten:
www.bowdoin.edu/mongol-scrolls/